Die „Regermanisierung“ schreitet voran

wochenblatt.pl 2 godzin temu
Zdjęcie: In Ortelsburg (Szczytno) brach ein politischer Streit um die Revitalisierung des Stadtparks aus. Foto: Wikipedia


Kommentar

Vor einer „erneuten Germanisierung“ warnte vor wenigen Tagen Jarosław Kaczyński in Grünberg. Dabei ist es möglicherweise nicht die Regermanisierung Niederschlesiens, vor der der PiS-Vorsitzende sich fürchten sollte. Denn offenbar ist die Lage in Ermland und Masuren noch schlimmer.

In Ortelsburg (Szczytno) brach ein politischer Streit um die Revitalisierung des Stadtparks aus. Bürgermeister Stefan Ochman von der Bürgerkoalition (Koalicja Obywatelska) wurde von PiS-Politikern – darunter Przemysław Czarnek – beschuldigt, er wolle angeblich ein Denkmal für Otto von Bismarck wiedererrichten. Czarnek nannte den Bürgermeister einen „Vaterlandsverräter“, und rechte Medien griffen die Erzählung über die „Glorifizierung eines deutschen Kriegsverbrechers“ gierig auf.

Ochman wies die Anschuldigungen entschieden zurück und erklärte, dass der Parkplan lediglich ein Entwurf sei, erstellt auf Grundlage historischer Materialien, die vom Denkmalschutz vorgeschrieben sind. Namen wie „Bismarck-Allee“ oder „Anders-Platz“ tauchten darin ausschließlich als historische Bezüge auf, nicht als geplante Ehrungen. Der Bürgermeister hatte nicht vor, frühere deutsche Symbole wieder einzuführen.

Jede Initiative, die mit Geschichte zu tun hat, muss immer durch einen Filter politisch-nationaler Wachsamkeit gehen – sonst ist ein Skandal vorprogrammiert.

Die Angelegenheit erlangte größere Aufmerksamkeit, nachdem PiS-Rätin Teresa Moczydłowska bei einem Treffen mit Przemysław Czarnek über die angeblichen Pläne informiert hatte. Später erklärte sie, sie habe aus Sorge gehandelt, dass deutsche Namen im Projekt verbleiben könnten, falls sie nicht offiziell geändert würden. Dies wäre laut PiS offenbar der letzte Schritt zur Regermanisierung des gesamten Ortelburgs samt Bürgermeister Ochman natürlich.

Der örtliche Historiker Robert Arbatowski erinnert daran, dass die Geschichte von Ortelsburg nicht erst 1945 begann – auch wenn es für PiS natürlich bequemer wäre, wenn es so wäre. Die Figur von Richard Anders, dem Stifter des Parks, verdiene seiner Meinung nach eher Erinnerung als Auslöschung. Dank ihm verfügt die Stadt heute über einen grünen öffentlichen Raum und nicht über weitere Wohnblocks oder Parkplätze.

In Ortelsburg (Szczytno) brach ein politischer Streit um die Revitalisierung des Stadtparks aus.
Foto: Wikipedia

Es ist erwähnenswert, dass ein ähnlicher Konflikt bereits 2005 stattfand, also vor 20 Jahren. Auch damals gab es den Vorschlag, zum 60. Jahrestag des Kriegsendes im Park eine Gedenktafel für Richard Anders aufzustellen. An der Initiative beteiligte sich seine Familie und war bereit, die Wiederherstellung des Parks mitzufinanzieren. Die SLD-Räte protestierten jedoch mit dem Argument, „man könne keinen Deutschen ehren“, und schließlich wurde die Feier in letzter Minute abgesagt – obwohl die Tafel bereits fertig war und die Familie nach Ortelsburg angereist war.

Offenbar hat sich in Polen in zwei Jahrzehnten wenig geändert. Jede Initiative, die mit Geschichte zu tun hat, muss immer durch einen Filter politisch-nationaler Wachsamkeit gehen – sonst ist ein Skandal vorprogrammiert.

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